Belgrad Marit und Nicole Mai 2017

Erster Bericht aus Belgrad

angekommen zum Glück ohne Kontrolle (die Koffer waren über und über mit qualitativ hochwertigem Verbandsmaterial & Supplementen vollgestopft).

dann in die berüchtigten Belgrader Barracken gegangen: trostlos, hoffnungslos, dreckig, einsam trotz 1200 Menschen, Endstation einer Flucht!
Infoaustausch im nahegelegenen Volunteercafe mit Wayne von Medvint und Styn, einem Mitarbeiter von unserem Freund Aslam und von Help Refugees UK.

durch die Idee, in den Familiencamps Zugang zu bekommen, um Windeln und Babymilk zu besorgen-> crashten wir ungewollt ein Meeting des obersten serbischen Ministers für Migration -> trotz allem, sehr freundlich willkommen geheissen mit Bier , sehr erfreut, dass wir Frauen sind ohne Ring in der Nase, das seien alles Anarchisten, viel Erklärung zur serbischen Handhabung mit Flüchtenden -> "sind wohl gesinnt" ist unser Fazit, aber wir wissen aus der Praxis, dass auch anderes passiert

200 Paar Schuhe & 270 Socken eingekauft für unseren Partner Sam "Refugee Aid Serbia" (sie geben Kleider und Schuhe aus für Menschen aus den Barracken, die mit kaputten Schuhen von missglückten Grenzübergängen zurückkommen).

2. Bericht aus Belgrad

Wir möchten euch aus erster Hand berichten, was in den nächsten 20 Tagen in den Barracken passiert. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Minister für Migration ist klar, dass die Barracken in Belgrade bis vor dem Beginn des Ramadans geräumt werden. Die riesen Baustelle "Belgrade Waterfront" rückt bedenklich nahe und sie brauchen den verplanten Platz der jetzigen Barracken zum Bauen.
Die Idee ist: jeder Flüchtling in den Barracken kann sich freiwillig auf eine Liste setzen lassen für ein offenes Camp in Serbien, auch ohne Papiere zu haben. Wer zuerst kommt, kann wählen, wohin er will.
Diese Idee sollen alle Volunteers unter den Menschen verbreiten, die Busse dafür stehen seit gestern bereit, so dass jeden Tag 50-200 Menschen die Barracken verlassen.
Diese Art von Relocation macht Sinn, weil so gehofft wird, dass es am Schluss wenig bis gar keine Auseinandersetzungen geben wird.
Wir hoffen, dieser Plan funktioniert, die Menschen in den Barracken haben genug Gewalt erlebt.

Wir haben unser gespendetes Verbandsmaterial in der "Barrackenklinik" (Bretterverschlag mit Blachen rundum) abgegeben. Wie dringend diese Spende war, haben wir eins zu eins mitbekommen (siehe Bilder!).
Von entzündeten Wunden von Stockschlägen, Blasen, Messerattacken bis hin zu gebrochenen Knochen.
Ganz schlimm waren Füsse von Männern, die 3 Tage in nassen Schuhen "on the game"(versuchter Grenzübergang zu Kroatien) waren: stinkend, aufgeweicht und sehr schmerzhaft.
Sofort kam mir der Junge an der ungarischen Grenze im Okt15 in den Sinn, dem die Socken in seine aufgeweichten Füsse eingewachsen sind, weil er 3 Wochen in nassen Schuhen auf der Balkanroute war. Von daher wusste ich, dass Babypuder hilft, die Feuchtigkeit zu entziehen, ohne zu verklumpen (Danke "Tsüri hilft").
Also gingen Nicole und ich sofort Babypuder kaufen, um diesen Füssen Linderung zu verschaffen. Dank dem tollen engagierten Medvint-Team werden solche Verletzungen behandelt, dabei werden nicht nur körperliche Wunden behandelt. Genauso wichtig für diese Menschen ist, dass ihnen jemand zuhört und
sie sich ernst genommen fühlen.

Wir möchten Wayne (Team Medvint) und Styn (Team get the shit done/ Help Refugees UK) herzlich danken, dass sie uns an verschiedene interessante Koordinationsmeetings mitgenommen haben. So waren wir wieder einmal Teil eines sehr engagierten und gut funktionierenden Volunteernetzes und nehmen viele Inputs und Ideen für zukünftige Projekte in Serbien mit.

(Bericht Nicole Grogg & Marit Neukomm)